Pater Braun war ein Mann, der traditionelle Werte schätzte und die permissive Lebensweise unserer Zeit zutiefst verachtete. Als er das alte Kloster in einer der abgelegensten Gegenden Europas entdeckte, wusste er, dass seine Zeit gekommen war. Braun hatte sein Leben der Erziehung gewidmet. Er hatte ferne Länder bereist und an Schulen gelehrt, in denen der Lehrer noch Respektsperson ist und der Stock nie von seiner Seite weicht. Seine Vision war ein Internat, das nicht jedem offen stand und in dem er den alten Werten von Zucht und Ordnung wieder Geltung verschaffen würde.

Die Kirche verband schon immer eine besondere Beziehung zu den Reichen und Mächtigen dieser Welt. Menschen, die es gewohnt waren, über andere zu herrschen und auch ihre eigenen Familien mit eiserner Faust führten. Und die es vorzogen, sich dem Blick der Öffentlichkeit zu entziehen, ihre eigenen Werte zu praktizieren und nach ihren ganz speziellen Vorstellungen zu leben. Ihre Kinder wuchsen unter der strengen Zucht von Erziehern auf, die den althergebrachten Erziehungsmethoden näher standen als jeder modernen Pädagogik. Ihre Töchter besuchten Internate, in denen Leistung belohnt und Nachlässigkeit bestraft wurde. Internate wie das von Pater Braun, in dem strenge Regeln galten und Männer in braunen Kutten über junge Mädchen herrschten, die dazu auserkoren waren, die einflussreichsten Männer zu heiraten und in den höchsten Kreisen zu verkehren.

Ein Mann, der hier seine Tochter unterbringen wollte, musste nicht nur einer der ganz großen Familien dieser Welt vorstehen. Er musste auch bereit sein, seine Erziehungsgewalt in die Hände von Männern zu legen, die es verstanden, ein junges Mädchen auf den rechten Weg zu bringen. Denn das Internat lag nicht nur an einem verschwiegenen Ort weitab von allen Augen- und Ohrenzeugen. Es war auch ein Ort, an dem laute Schmerzensschreie die Luft erfüllten, wenn immer ein Zögling Anlass gegeben hatte, die Rute der Zucht zu spüren.

Mit "Des Paters harte Hand" versetzt Wolfram Steffen den Leser in eine fiktive Welt, die eigentlich alles andere als fiktiv ist. Eine Welt von Sünde und Sühne, von Vergehen und Strafe, von Strenge und Zurechtweisung. Denn das Weib ist schwach und nur Striemen der Läuterung werden es auf den rechten Weg weisen.

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